Im Einsatz an der Corona-Front
Im Einsatz an der Corona-Front: Bundeswehrsoldaten helfen bei Testungen im Wichernhaus
Wer sich im Seniorenpflegeheim Wichernhaus auf Corona testen lässt, steht seit Ende Januar einem uniformierten Soldaten gegenüber. Die Bundeswehr leistet in dem Freiburger Heim drei Wochen lang Amtshilfe und hat dafür zwei Soldaten an die „Corona-Front“ beordert. Feldwebel Konstantin Bayer und Hauptfeldwebel Arthur Schreiner nehmen Abstriche beim Personal und den Besuchern vor und prüfen mit einem Schnelltest, ob die Proben auf eine Corona-Infektion hinweisen.
Wie kam es zu diesem Einsatz? „Die neue Corona-Landesverordnung für Seniorenpflegeheime sieht seit dem 18. Januar vor, dass wir nicht nur Besucher, sondern auch alle Mitarbeitenden testen müssen – und zwar jeden dreimal pro Woche“, erklärt Einrichtungsleiter Siegbert Thoma.Da die Tests nur von einer Pflegefachkraft durchgeführt werden dürfen, sei diese Anforderung mit dem vorhandenen Personal „nicht abdeckbar“ gewesen: „Die Fachkräfte werden primär für die Versorgung unserer Bewohner auf den Wohnbereichen gebraucht. In der Zeit, die sie mit Testungen verbringen, fehlen sie dort.“ Als die Heimaufsicht den Testaufwand bei den Heimen abfragte und kostenlose Unterstützung durch die Bundeswehr anbot, überlegte Thoma nicht lange – und machte von Anfang an nur positive Erfahrungen: „Die Antragsstellung lief sehr unbürokratisch ab. Die Verantwortlichen bei der Bundeswehr sind freundlich und zuvorkommend, alles ist gut strukturiert und verlässlich, die Kommunikation läuft fantastisch.“ Auch von den Soldaten, die dann Ende Januar anrückten, wurde Siegbert Thoma nicht enttäuscht: „Beide sind im Umgang und Verhalten tipptopp und freundlich. Sie arbeiten sehr strukturiert und sind so eine tolle Entlastung für unser Pflegepersonal. Besser könnte es nicht laufen!“
Doch wie empfinden die beiden Soldaten selbst den ungewöhnlichen Einsatz? Konstantin Bayer, der in seiner Kaserne normalerweise als Kfz-Instandsetzer arbeitet, freut sich, dass seine Hilfe so willkommen ist: „Wir wurden hier mit offenen Armen empfangen.“ Positive Rückmeldungen bekomme er sowohl von den Mitarbeitenden als auch von den Besuchern, hier besonders von den älteren: „Viele von denen waren selbst beim Bund, als es die Wehrpflicht noch gab, und stellen interessierte Fragen.“ Über die Uniform erschrocken sei noch niemand. Die Einrichtungsleitung hatte die Angehörigen und die Mitarbeiter allerdings auch „vorgewarnt“, dass Soldaten die Testungen übernehmen.
Neben dem Komfort eines eigenen Zimmers mit Fernseher und WLAN genießt der junge Soldat vor allem die reichliche Verpflegung: „Wir bekommen schon zum Frühstück so viel zu essen, dass es auch für den Mittag reicht!“
Zum Morgenappell antreten muss Konstantin Bayer im Wichernhaus nicht, aber die disziplinierte Arbeitsweise, die er beim „Bund“ gelernt hat, kommt ihm bei seiner neuen Aufgabe zugute. Was er in den vorbereitenden Schulungen von dem Freiburger Hausarzt Dr. Hubertus Jahn und Pflegefachkraft Andreas Zeidler lernte, konnte er sofort umsetzen. „In den ersten beiden Tagen hat mich eine Fachkraft beim Testen begleitet. Dann war klar, dass ich das allein kann.“ Jetzt schauen ihm die „Kameraden“ aus der Pflege nur noch stichprobenartig über die Schulter. Bayer geht bei den Tests sehr behutsam zu Werke, denn dass sich die Abstriche in Rachen und Nase sehr unangenehm anfühlen, weiß der Feldwebel aus eigener Erfahrung. „Da ich hier arbeite, muss ich mich selbst auch dreimal die Woche testen lassen.“
Einblicke in den Pflegeheim-Alltag erhält der 21-Jährige kaum. Bei einer Reihentestung von Bewohnern war er dabei, aber sonst ist er nur in der Teststation am Eingang tätig. Dennoch ist ihm klar: „Ich habe großen Respekt vor dem, was die Pflegekräfte leisten. Ich könnte das nicht.“ Er selbst sei mehr technisch begabt. Deswegen freut er sich auch schon darauf, nach seinem aktuellen Einsatz die Wattestäbchen wieder gegen einen Schraubenschlüssel einzutauschen und bei seiner Stammeinheit an Autos zu basteln. Der gelernte KFZ-Mechatroniker will dort seinen Meister machen.
Siegbert Thoma und sein Team würden die Amtshilfe gerne länger als drei Wochen in Anspruch nehmen, aber das ist bisher nicht vorgesehen. Aktuell sind sie einfach nur froh über die kompetente Entlastung: „Wir sind Monika Schneckenburger von der Heimaufsicht sehr dankbar, dass sie diese wertvolle Hilfe für uns in die Wege geleitet hat. Ein großer Dank geht auch an die verantwortlichen Koordinatoren, Oberstleutnant Michael Bargmann und Hauptfeldwebel Hans-Peter Huber vom Kreisverbindungskommando Freiburg-Stadt, die für die Schnelltest-Einsätze der Soldaten für die Pflegeheime in Freiburg und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald zuständig sind.“
PS: Der Stadtkurier Freiburg hat Feldwebel Bayer am 11. Februar zum „Freiburger der Woche“ gekürt. Herzlichen Glückwunsch!
Die Badische Zeitung berichtet in der Freiburger Lokalausgabe am 16.2.2021 über Testungen in Freiburger Pflegeheimen, die durch Bundeswehrsoldaten durchgeführt werden. Darin wird auch das Wichernhaus erwähnt.
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